Konrad Elmer-Herzig
Gegendarstellung zu Erhart Neuberts
Interpretation der Vorgänge um den Friedenskreis der ESG-Berlin(Ost)
In seinem Buch: „Geschichte der Opposition in der DDR 1949-1989„, Berlin 1997, S. 466 schreibt Erhart Neubert:
„Der neue Studentenpfarrer Konrad Elmer … kooperierte mit der Kirchenleitung bei der Entfernung des Friedenskreises und des aus ihm hervorgegangenen Umweltkreises aus der ESG. Nach langen Bemühungen kam der recht- und heimatlose Friedenskreis 1984, inzwischen erheblich geschwächt, in der Friedrichsfelder Kirchengemeinde unter.“
Dazu ist zu sagen:
Bei meinem Dienstantritt 1982 bestand der Friedenskreis nahezu ausschließlich aus Nichtstudenten. Die über Jahre gewachsene Geschlossenheit des Kreises erschwerte die Versuche von Studierenden, hier mitzuarbeiten. Dies scheiterte in der Regel nach wenigen Besuchen. Nach außen dominierte der Kreis das Erscheinungsbild der Berliner Studentengemeinde, sodass der Eindruck entstand, der Friedenskreis sei im Wesentlichen die Berliner ESG. Sein Anspruch auf Selbständigkeit in der Arbeit führte dazu, dass er sich nur unzureichend mit dem Leitungskreis und den Vertrauensstudenten abstimmte und faktisch auf Autonomie bestand. So kam es zu zahlreichen Differenzen z.B. hinsichtlich der Durchführung von Veranstaltungen.
Berliner Studenten, die stärker politisch eingebunden leben mussten, trauten sich wegen des die Außensicht prägenden Friedenskreises nicht mehr, in ihre Studentengemeinde zu kommen. Dieses war der ausschlaggebende Grund, warum im Frühjahr 1983 der Leitungskreis eine Trennung des nichtstudentischen Friedenskreises von der ESG anregte. Das Anliegen wurde der Kirchenleitung vorgetragen und mit Vertretern des Friedenskreises in mehreren Gesprächen erörtert. Der Friedenskreis lehnte die zunächst vorgesehene Anbindung an die Absolventenarbeit von Pfarrer Berger ab.
Am 12. 9.1983 stellte das Konsistorium fest: „Auf Grund seiner Zusammensetzung kann der Friedenskreis nicht mehr Gemeindekreis der ESG sein“. Zugleich wurden vom Konsistorium Bemühungen zugesagt, für den Kreis eine neue Anbindung zu finden. Es war dafür eine Frist bis zum 31.10.’83 gesetzt. Verhandelt wurde vom Friedenskreis und Vertretern der Kirchenleitung zunächst längere Zeit mit der Eliasgemeinde. Der Friedenskreis war jedoch auch nach dem 31.10.’83 nicht heimatlos. Auf ausdrückliche Bitte der Kirchenleitung standen die Räume der ESG dem Kreis bis zum 29. 2.1984 zur Verfügung. Zu diesem Zeitpunkt war die Anbindung an die Kirchengemeinde Friedrichsfelde vollzogen.
Der Friedenskreis war zu keinem Zeitpunkt rechtlos. Im Beschluss des Konsistoriums vom 12.9.83 war ausdrücklich festgestellt worden: „Der Friedenskreis ist ein kirchlicher Kreis und hat als solcher seinen Platz in der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg.“ In diesem Sinn ist seine Arbeit stets von Kirchenleitung und Konsistorium gegenüber den staatlichen Stellen vertreten worden, wie die damaligen Gesprächsprotokolle ausweisen.