1. Es ist nicht gelungen, den Wunder-bewirkenden Geist der friedlichen Revolution des Herbstes 89, den Geist der freien politischen Betätigung der Bürgerinnen und Bürger („Wir sind das Volk“) auf Dauer wirksam werden zu lassen.
2. Dazu hätten wir den Runden Tischen eine von unten (Wohnbezirk) nach oben (Stadt, Region, Land, Bund) repräsentative Struktur durch gewählte Delegierte für die jeweils nächsthöhere Ebene geben müssen. Nur so hätten die Runden Tische dem Entmachtungsargument der Parteien begegnen können: „Ihr seid ja gar nicht repräsentativ, nicht demokratisch legitimiert, wie wir, die wir aus den ersten freien Wahlen hervorgegangenen sind“.
3. Inzwischen merken immer mehr Menschen, vor allem auch die, welche in den Parteien tätig sind, dass die Parteiendemokratie, wegen der innerparteilichen Hierarchie, der Würde eines freien Bürgers abträglich ist. Er muss nämlich, will er in diesen Strukturen erfolgreich sein, sich den Oberen andienen. Und wenn er selber Oben ist und noch einen Funken Würdebewusstsein besitzt, wird ihn das Andienen der unteren Ränge anwidern. Es gibt in diesen Strukturen keine wirkliche Freiheit. Freiheit benötigt den relativ herrschaftsfreien Raum eines runden Tisches, an dem ein seiner Würde bewusster Mensch als Gleicher unter Gleichen das Wort ergreifen kann.
4. Das während der friedlichen Revolution Versäumte lässt sich nachholen. Jeder könnte jederzeit in seinem Wohnbezirk mit einem Runden Tisch freier politischer Kommunikation beginnen, um diesen später mit entsprechenden Tischen in benachbarten Wohnbezirken zu vernetzen, um mit den gewählten Delegierten Runde Tische höherer Ebene zu bilden. Dann wird sich zeigen, dass diese Art der politischen Legitimation gegenüber der der Parteiendemokratie sich auf Dauer als die wahrhaftige erweist.
Potsdam, am Reformationstag 2009
„Sie werden kommen von Osten und Westen,
von Norden und Süden und zu Tisch sitzen
im Reich Gottes.“ Lk 13,29
„…wie im Himmel, so auf Erden“ Mt 6,10